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Sehr geehrte Frau Kaniber,

die Liebe zum Wald ist seit Jahrhunderten Teil der DNA unseres Landes und seiner Bevölkerung.
Ein erneuter Beweis dafür dürfte der unglaubliche Erfolg der Bücher, des Films, von Peter Wohlleben sein, der mit seinem neuen Waldverständnis eine so große Zahl von Menschen mitten ins Herz getroffen hat.

Im vergangenen Jahr feierte die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal ihr 50jähriges Bestehen und im Sommer 2022 wurde unserem Verein von der Bayerischen Staatsregierung der Titel „Anerkannte Umweltvereinigung“ verliehen. Seit einem halben Jahrhundert ist es unsere Aufgabe, die Menschen für die zerbrechliche Schönheit, den hohen Wert unserer einmaligen Landschaft, vor allem auch unserer Bergwelt, zu sensibilisieren und uns der nur an maximalem Gewinn orientierten Zerstörung zu widersetzen. Und wir werden immer mehr!

Vor 4 Jahren kam Susanne Heim (Tochter unseres leider verstorbenen Ehrenmitglieds Dr. Michael Heim, Journalist und genialer Autor der damals bayernweit bekannten Samstags-Kolumne der Tegernseer Zeitung „Seegeist und Redakteur“, der Redakteur war der ebenfalls verstorbene Hans Sollacher) auf uns zu mit einer eindeutigen Foto-Serie zu zahlreichen massiven Zerstörungen in unserem Bergwald.
Diese Bilder hatte sie privat auf ihren Bergwanderungen über einige Jahre lang zusammen getragen. Kurz darauf zeigte sie diese Bilder in einer SGT-Veranstaltung in der Naturkäserei Kreuth. Noch nie hatten wir so viele Zuhörer und gleich am Ende formierte sich ein Arbeitskreis von ehrenamtlichen, engagierten Bürgern und ründeten innerhalb der SGT die Initiative „Haut der Berge“.

Vier Jahre lang versuchte Frau Heim eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten aufzubauen. Anfänglich schien das auch zu gelingen, u.a. in der Langenau das geerntete Holz mit Hilfe eines Rottacher Pferderückers ins Tal zu schaffen. Auch die SGT war positiv gestimmt und Susanne Heim beschloss, unseren ihr verliehenen „Lichtblick“ mit den beiden Förstern zu teilen, die es freudig annahmen.

Leider hat sich diese positive Entwicklung in den letzten 4 Jahren nicht bestätigt, im Gegenteil, sie und ihre Mitstreiter, außerdem andere engagierte Bürger und Wanderer, sowie bekannte Naturschutzvereine, meldeten und dokumentierten weitere gravierende Umweltschäden im Bergwald mit umfangreichem Bildmaterial. U.a. illegale Straßenbaumaßnahmen im FFH Gebiet Mangfallgebirge, illegale Steige in bisher unerschlossenen Gebieten zwischen Siebenhütten und Halserspitze, forstliche Maßnahmen während der Balz-, Brut- und Aufzuchtzeit von geschützten Vögeln sowie Verstöße gegen FFH-Richtlinie und Naturschutzgesetz, natürlich auch aus anderen Landkreisen. Die Liste könnte fortgesetzt werden, sprengt aber den Rahmen dieses Briefes.

Wir hatten immer wieder Kontakt zu ehemaligen Förstern im Tal, die uns bestätigten, dass sie 50 Jahre lang den Wald ohne künstliche Verjüngung, ohne Wildzäune und ohne radikalen Abschuss des Wildes gut bewirtschaftet haben. Gleichzeitig transparent und die Bürger mit einbeziehend. Seit der Forstreform hat sich vieles geändert. Zur Kosteneinsparung werden Leiharbeiter aus Osteuropa eingestellt, die keine erforderlichen forstlichen Kenntnisse mitbringen. Es geht um Profit und Gewinnmaximierung. Dem Schlierseer Forstamtsleiter macht die SGT keinen Vorwurf, er handelt nach Anweisung von oben und offensichtlich sitzen dort Leute, die kein Forststudium absolviert haben, sondern gegenüber der Staatsregierung für eine Bewirtschaftung verantwortlich sind, die sich finanziell rentiert.

Z.B. wurden am Breitenbach in Bad Wiessee gerade 2 Hektar Wald kahl gerodet. Ein Wald, den die Vorgänger mit viel Arbeit und Mühe gehegt und gepflegt hatten. Es blutet das Herz! An der Schwarzen Tenn gab es mit Ihnen, sehr geehrte Frau Kaniber, einen medienwirksamen Auftritt zum Schutz des Auerwilds. Nach dem Auftritt wurde offensichtlich gefällt!

Unsere belegende Beweis-Dokumentation steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Immer wieder wird uns der Begriff STAATSFORSTEN: STAAT IM STAAT! zugetragen. Wie ist das möglich? Der Wald ist kostbares Allgemeingut und gehört allen Bürgern!

Vor einigen Jahren war ein „Wald-Volksbegehren“ leider knapp gescheitert. Und welche Versprechungen wurden nach dem erfolgreichen BIENEN-Volksbegehren von Seiten der Staatsregierung abgegeben, viele davon vergessen. Es brodelt in der Gesellschaft. Der Klimawandel schreitet mit Riesenschritten voran und die Politik ignoriert die Zeichen.

Schon der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer wollte einen dritten NATIONALPARK. In einem kürzlichen seltenen Interview unterstrich er diesen Wunsch.

Wir stehen an einem Wendepunkt, wir wissen es alle. Die Bayerische Staatsregierung muss endlich unser Allgemeingut WALD als das ansehen, was er ist: der optimale CO2- und Wasserspeicher, Erholungsspender, Garant für den Erhalt der überlebenswichtigen Artenvielfalt und vieles mehr!

Der gesetzliche Auftrag der Bayer. Staatsforsten als Anstalt öffentlichen Rechts ist die nachhaltige und vorbildliche Bewirtschaftung des bayerischen Staatswaldes. Laut eigener Angaben der Staatsforsten ist die Holzvermarktung mit über 90% (!) am Gesamtumsatz das zentrale Geschäft (!!) der Staatsforsten geworden. Ein nachweislich so hochkommerzielles Geschäftsmodell hat nichts mehr mit dem gesellschaftlichen Auftrag zu Nachhaltigkeit und Naturschutz zu tun und läuft per se der Biodiversität und dem Natur und Tierschutz entgegen.

Die für die Energiewende benötigten Windräder müssen auch an anderer Stelle aufgestellt werden, z.B. an den vielen Autobahnen.

Als Staatsministerin auch für den Forst, sehr geehrte Frau Kaniber, bitten wir Sie, leiten Sie die dringend benötigte Wende endlich ein!

Angela Brogsitter-Finck für den Vorstand

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Von links nach rechts

  •   Stämme werden mit massiver Bodenberührung geschleift

  •   Ahornrinde wird verletzt, da Schutzpolster zwischen Stamm und Seil fehlen

  •   Humusschäden durch Rückegasse

  •   Arbeiten mit schwerem Gerät bei feuchtem Untergrund (Schneeregen)

     

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Von links nach rechts:

  •   Erosion (Muren) nach Straßenbau zur Bodenalm

  •   Neue Rückegasse eingezeichnet direkt am Ameisenhaufen (streng geschützt) – er hat die Aktion nicht überstanden

  •   Erosion durch Schleifrinne von 1,50m Tiefe
  •   Schleifspur: Humus-Abtrag bis zum Fels im Breitenbachtal