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Die Farce um die Rettung von Schloss Tegernsee und seines Gymnasiums

Das Gymnasium mit Oberrealschule wurde am 1. Sept.1949 im ehemaligen Kloster Tegernsee eröffnet, das während seines über 1000jährigen Bestehens
(746-1803) eine Leuchte deutscher Kunst und Wissenschaft war.
In den 70ger Jahren war es eine kleine Gruppe gemeinsinniger Bürger, die zusammen mit der SGT und dem damaligen Bürgermeister Gotthard Luschner und dem Münchner Architekten und Mäzen Hans-Joachim Ziersch die den zähen Kampf um den Verbleib der Schule im Schloss gegen eine schier übermächtige Gegnerschaft ausfochten. Eine Koalition aus Regierung, Landratsamt, Schulleitung und und dem beherrschenden Zeitgeist des allgemeinen Fortschritt-Glauberns, der nicht einmal
vor der 1000jährigen Geschichte des ehemaligen Klosters Tegernsee haltmachen wollte.

Ein Projekt, das unsinniger nicht hätte erdacht werden können!

Wer heute das Tegernseer Tal bereist - und das sind nicht wenige, ist die malerische Landschaft trotz fortschreitender Zersiedelung doch ein beliebter Erholungsraum
- ahnt nicht, welche Gefahr diesem Landstrich mit dem Neubaubeschluss 1968 drohte.
Wo sich Gmund an der nördlichen Öffnung des Tals, ein seit langer Zeit schon dem Landschaftsschutz anheim gestellten Hochmoor ausbreitet, sollte sich auf einer
Hügelkuppe 45 Meter über dem See ein Betonquader als neue Heimat des Gymnasiums Tegernsee erheben. (siehe Fotomontage)

Eine brutalistische Architektur mit bis zu 4 Vollgeschossen auf einer Fläche von 125x100 Metern! Einem Industriebau mit hochaufragendem Abluftschornstein nicht unähnlich.
Typisch für einen Nachkriegs-Funktionalismus, der landauf, landab den Blick auf die Identität der Städte und Dörfer verstellte.
Die Parkplätze für rund 200 PKW und Busse hinzu gerechnet, hätte diese absurde Baumaßnahme vom Landschaftsschutzgebiet nicht viel übrig gelassen.

Allmählich trat ein Bewusstseinswandel ein. Das Thema Landschaftsschutz gewann in den 70er Jahren immer mehr an Bedeutung. Gewichtige Gruppen votierten gegen den “hässlichen Klotz” in Gmund. Nach der letztlich erfolgreichen Intervention und dem Umschwenken des Kultusministeriums, konnte das Schlossgymnasium
schließlich von 1972 bis 82 unter laufendem Schulbetrieb renoviert werden und dient bis heute über 600 Schülern als moderne Schulstätte in Jahrhunderte alten Klostergemäuern.

Maßgebend war dies der Verdienst des oben genannten Architekten Hans-Joachim Ziersch, dessen heute aufgelöstes Kuratorium für Landschaftsschutz federführend
für die Rettung des Schlossgymnasiums war.

Mit Blick auf später folgende Bauprojekte wie Hotel Überfahrt in Rottach-Egern oder Quartier Tegernsee hat man leider nichts dazugelernt.