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Drei Grundstücke am Oedberg sollen zu einem weiteren Sondergebiet für Freizeit und Erholung ausgewiesen werden. Nicht allein die Schutzgemeinschaft, auch die Untere Naturschutzbehörde vertritt die Meinung, dass es sich hier in Ostin noch immer um ein hochwertiges Landschaftsbild mit natürlichem Bachlauf, Gehölzen, einem Niedermoor und einer Streuwiese des Landschaftsschutzgebiets Tegernseer Tal und Umgebung handelt. Außer den immer wieder erweiterten Freizeitanlagen, die von den Behörden auch in der Vergangenheit teilweise kritisch gesehen wurden (Klettergarten), findet sich keine großflächige Bebauung. Um den natürlichen Charakter dieses Gebiets einigermaßen im Rahmen zu halten sehen wir das Maximum der Erweiterungen inzwischen erreicht. Die jetzt geplante Herausnahme widerspricht allen Vorgaben unserer Landschaftsschutzgebiet- Verordnung.

Zielgruppe der jetzigen Planung, die offensichtlich auch mit der Anlage von Camping-Plätzen verbunden ist, soll sicherlich nicht nur die heimische Jugend sein. Und es muss eine kritische Betrachtung auf einen drohenden Over-Tourismus möglich sein, ohne gleich als Kinderfeind zu gelten. Die jetzige Planung ist mit großflächigen Versiegelungen und intensiver Nutzung in einem Gebiet mit Vorrang für den Landschafts- und Wasserschutz verbunden. Wenn der Hangfuß in geplanter Länge intensivst für Tourismus und Freizeit genutzt wird, ist das nicht mehr ohne Abstriche für das Landschaftsbild, aber auch

für den Landschaftshaushalt möglich. Zudem ist zu befürchten, dass die gesamte Anlage eine Barrierewirkung für Arten entwickeln wird, die auf ein Ausweichen auf die Berghänge angewiesen sind, wenn die Wiesen und Hage im Tal genutzt werden. Hinzu kommt der insgesamt schlechte Zustand der Gewässer, der eine zusätzliche Belastung durch Oberflächenwasser an der neuen Anlage wahrscheinlich nicht mehr verkraften würde.

Die Planungen erfolgen mit der Anlegung von Wegen mit Mineralbeton und zwar mindestens 50 % der beplanten Fläche. Das bedeutet Abtragung der wertvollen Humusschicht und einer Verdichtung des Untergrunds, bevor der Mineralbeton aufgetragen wird. Wertvolle Mikroorganismen in der Humusschicht gehen verloren, essentiell für die Regeneration des Bodens und seiner Vitalität. Durch die Versiegelung verliert der Boden seine Fähigkeit Luft und Wasser aufzunehmen. Wichtige Aufgaben, wie Wasser zu filtern und CO2 zu speichern, kann er nicht mehr erfüllen, erhitzt sich mehr und gibt diese Hitze an die Umgebung ab. Eine Wiese dagegen hat eine kühlende Funktion und ist angesichts vermehrter Hitzewellen im Sommer von besonderer Bedeutung.

Und wieder scheint der Verlust der Fläche für den Naturschutz zweitrangig. In Zeiten des sich immer deutlicher zeigenden Klimawandels muss die Überlegung erlaubt sein, ob der Erhalt der Natur für unsere Kinder und deren Nachkommen nicht sozialer und vordringlicher ist, als eine weitere Fun-Arena, die nach einiger Zeit ausgespielt und uninteressant wird.

Wenn Stadtkinder Forderungen nach Freizeitvergnügungen stellen ist das nachvollziehbar, im Tegernseer Tal haben unsere Jugendlichen unzählige Möglichkeiten sich in der Natur zu bewegen, sie zu genießen und Spaß zu haben.

Die Zeiten haben sich geändert und heute gilt als vorrangigstes Gebot der Stunde, Natur zu erhalten, vor Versiegelung zu schützen. Und sehr viele Jugendlichen, die sich z.B. bei Fridays for Future engagieren, würden es genauso sehen, unsere bayerischen Politiker in ihrer immer wieder betonten Bedeutung von Klima- und Naturschutz auch.

Die Schutzgemeinschaft lehnt die geplante Herausnahme der drei Grundstücke in Ostin aus den vorgenannten Gründen ab und bittet den Gemeinderat seine Entscheidung zu überdenken.